Kaum ein Thema ist in Nordrhein-Westfalen so umstritten wie der Ausbau der Windenergie. Wo Windräder errichtet werden, fürchten Anwohner oftmals um ihre Gesundheit oder beklagen Nachteile für die Umwelt. Sie fühlen sich verraten und betrogen, argwöhnen, dass Politiker mit Investoren und Landbesitzern gemeinsame Sache machen. Die Folge: Genehmigungsverfahren für neue Windräder verschleppen sich jahrelang und neue Bauflächen zu finden wird immer schwieriger. Die Energiewende gerät in Gefahr. Und der Streit um die Windkraft erhitzt im Vorfeld der NRW-Kommunalwahlen im September die Gemüter von Bürgern und Politikern.
Nur 27 neue Windräder wurden in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr 2020 errichtet, weniger als in früheren Jahren. Wenn dieser Trend anhält, könnte der Traum von einer Energieversorgung ohne Kohle und Atom bald ausgeträumt sein. Doch was ist dran an den Vorwürfen der Windkraftgegner, die die Gesundheit der Anwohner durch Infraschall und Schattenwurf bedroht sehen? Und wie stichhaltig sind die Klagen von Naturschützern, die Windkraftanlagen als „Vogelschredder“ bezeichnen und von mutwilligen Zerstörungen der Nester seltener Vogelarten an geplanten neuen Windradstandorten berichten?